Grüne Fee – mystischer Name mit tieferem Sinn

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Mythos Grüne Fee Absinthe

Manche mögen denken, mit dem Ausdruck Grüne Fee würden die Eigenschaften und die Wirkung der einzigartigen Spirituose Absinthe verharmlost. Doch nach dem Verständnis der Menschen im 19. Jahrhundert sollte mit dem Begriff „Fee“ die „Verzauberung“ ausgedrückt werden, die Absinthe-Trinker empfanden. So entstand die Einschätzung, der Konsum des legendären hochprozentigen Getränks könnte Menschen „verrückt machen“ oder zu schweren Wahnvorstellungen führen. Es wird angenommen, dass der irische Dichter Oscar Wilde die Metapher „Grüne Fee“ als Erster verwendete, weil er unter Absinthe-Einfluss grünliche Fabelwesen erblickte.

Hier ein Link zu einem wirklich interessanten Bericht vom Schweizer Fernsehen über Absinthe – Die Grüne Fee.

Die grünen Absinthe erhalten ihre natürliche Färbung durch Chlorophyll. Grün gilt ausserdem als Farbe der Hoffnung und symbolisiert die Natur. Doch es besitzt zugleich eine andere, Furcht einflössende Seite, weil es an Dämonen, Drachen und Dinosaurier erinnert. Insofern verstehen wir die Botschaft „Grüne Fee“ richtig, die uns daran erinnert, dass es sich bei Absinthe um eine verführerische und zugleich nicht ganz ungefährliche Spirituose handelt. Ein Vergleich mit der antiken Dichtung „Odyssee“ drängt sich auf: Dort werden Odysseus und seine Männer vom Gesang der Sirenen bezirzt, geraten völlig in den Bann der Meerjungfrauen und vergessen darüber das Essen und das Schlafen.

Ähnlich magisch kann sich die „Grüne Fee“, von der hier die Rede ist, in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit zeigen: verlockend und vernichtend zugleich. Einerseits als köstliche Spezialität aus Wermut, Fenchel und Anis, andererseits als eine Art Zaubertrank, mit dem sich Männer und Frauen ruiniert haben. Insofern erscheint die „Grüne Fee“ stellvertretend für uralte Menschheitsträume, in denen sich die Grenzen zwischen Verführung und Sucht immer wieder verwischten.

Um Absinthe ranken sich zahlreiche kuriose und düstere Geschichten, die uns bis heute fesseln. Das Ineinanderfliessen unterschiedlicher Welten – sei es positiv oder negativ – bewegte die Menschen schon immer. So lange es Absinthe gibt, hat dieses „skandalöse“ Getränk von sich reden gemacht und neben seinen Befürwortern auch unzählige Gegner gefunden – allein schon deshalb, weil der Kult um die „Grüne Fee“ widersprüchliche Emotionen und eine unbezähmbare Neugier ausgelöst hat. Es sieht so aus, als würde sich das so bald nicht ändern: Die Mythen und Symbole, die wir mit Absinthe verbinden, werden Geniesser wie Abstinenzler noch lange begleiten.